Blindheit kann durch eine Vielzahl von Faktoren entstehen, die entweder angeboren oder im Laufe des Lebens erworben werden. Die Ursachen reichen von genetischen Erkrankungen über Infektionen bis hin zu Verletzungen oder altersbedingtem Sehverlust. Je nach Ursache unterscheidet sich auch die Form der Blindheit – manche Menschen sind von Geburt an blind, während andere ihr Sehvermögen schrittweise oder plötzlich verlieren.
1. Ursachen von Blindheit
A) Angeborene Blindheit
Einige Menschen werden blind geboren, entweder durch genetische Erkrankungen oder durch Komplikationen während der Schwangerschaft oder Geburt. Die häufigsten Ursachen sind:
- Genetische Erkrankungen:
- Lebersche kongenitale Amaurose (LCA): Eine seltene Erbkrankheit, die zur frühkindlichen Erblindung führt.
- Retinitis Pigmentosa: Eine genetische Netzhauterkrankung, die oft schleichend zur Blindheit führt.
- Anophthalmie & Mikrophthalmie: Fehlbildung oder Fehlen der Augen während der Embryonalentwicklung.
- Frühgeborenen-Retinopathie (Retinopathia praematurorum):
- Frühgeborene mit sehr niedrigem Geburtsgewicht haben ein erhöhtes Risiko für Netzhautschäden durch Sauerstoffmangel im Brutkasten.
- Infektionen während der Schwangerschaft:
- Röteln, Toxoplasmose oder Syphilis können die Entwicklung der Augen des Kindes im Mutterleib beeinträchtigen.
- Geburtskomplikationen:
- Sauerstoffmangel bei der Geburt kann das Sehzentrum im Gehirn schädigen und zur Erblindung führen.
B) Erworbene Blindheit
Blindheit kann sich auch im Laufe des Lebens durch verschiedene Erkrankungen oder äußere Einflüsse entwickeln.
1. Augenerkrankungen als Ursache für Blindheit
- Grüner Star (Glaukom):
- Erhöhter Augeninnendruck schädigt den Sehnerv und kann unbehandelt zur Erblindung führen.
- Grauer Star (Katarakt):
- Eine Trübung der Augenlinse, die unbehandelt das Sehvermögen stark einschränkt (häufig operativ behandelbar).
- Makuladegeneration (AMD):
- Eine altersbedingte Erkrankung, die zur Zerstörung der Netzhautmitte führt und zentrales Sehen unmöglich macht.
- Diabetische Retinopathie:
- Eine Schädigung der Netzhaut durch Diabetes, die fortschreitend zu Sehverlust führt.
- Netzhautablösung:
- Wenn sich die Netzhaut von der Augenwand löst, kann unbehandelt eine Erblindung eintreten.
2. Neurologische Ursachen
- Schlaganfälle:
- Können das Sehzentrum im Gehirn oder den Sehnerv beschädigen und zur Blindheit führen.
- Multiple Sklerose (MS):
- Entzündungen im zentralen Nervensystem können Sehnervschäden verursachen.
- Tumore im Gehirn oder am Sehnerv:
- Drücken auf wichtige Sehstrukturen und können eine Erblindung verursachen.
3. Verletzungen & Unfälle
- Stumpfe oder scharfe Augenverletzungen:
- Durch Unfälle, Explosionen oder Fremdkörper kann das Auge schwer geschädigt werden.
- Chemische Verätzungen:
- Säuren oder Laugen können die Augen dauerhaft schädigen.
- Schwere Kopfverletzungen:
- Können den Sehnerv oder das Sehzentrum im Gehirn beeinträchtigen.
4. Infektionen & Mangelerscheinungen
- Trachom (Chlamydien-Infektion):
- Eine bakterielle Infektion, die unbehandelt die Hornhaut zerstören kann (häufig in Entwicklungsländern).
- Flussblindheit (Onchozerkose):
- Eine durch Parasiten (Fadenwürmer) verursachte Krankheit, die zur vollständigen Erblindung führen kann.
- Vitamin-A-Mangel:
- Eine der häufigsten vermeidbaren Ursachen für Erblindung bei Kindern in armen Ländern.
2. Formen der Blindheit
Je nach Ursache und Grad des Sehverlusts gibt es verschiedene Formen der Blindheit. Diese unterscheiden sich darin, ob eine Person noch Licht wahrnehmen kann oder gar keine visuelle Wahrnehmung mehr hat.
A) Totale Blindheit (Amaurose)
- Die betroffene Person hat keinerlei Sehvermögen mehr und kann weder Licht noch Schatten wahrnehmen.
- Ursachen: Schwere Netzhautschäden, Tumore am Sehnerv, Unfälle, Schlaganfälle.
B) Lichtwahrnehmung, aber keine Sehschärfe
- Manche blinde Menschen können noch Lichtquellen erkennen, jedoch keine Umrisse oder Farben.
- Ursachen: Spätstadium von Netzhauterkrankungen oder Glaukom.
C) Restsehvermögen („praktische Blindheit“) mit stark eingeschränkter Sehfähigkeit
- In vielen Ländern gilt eine Person als blind, wenn die Sehschärfe auf dem besseren Auge unter 2 % liegt.
- Manche Menschen sehen nur verschwommen oder haben einen sehr eingeschränkten Gesichtsfeldbereich (z. B. Tunnelblick).
- Ursachen: Makuladegeneration, diabetische Retinopathie, Retinitis Pigmentosa.
D) Nachtblindheit (Nyktalopie)
- Menschen mit Nachtblindheit haben Schwierigkeiten, sich bei schlechten Lichtverhältnissen zu orientieren.
- Ursachen: Retinitis Pigmentosa, Vitamin-A-Mangel.
E) Farbenblindheit vs. Blindheit
- Farbenblindheit ist keine Blindheit, sondern eine Störung der Farbwahrnehmung.
- Totaler Farbverlust („Achromatopsie“) ist selten, die häufigste Form ist die Rot-Grün-Schwäche.
3. Vorbeugung und Behandlungsmöglichkeiten
Viele Formen der Blindheit lassen sich durch medizinische Versorgung, Früherkennung und Schutzmaßnahmen verhindern oder behandeln:
✅ Regelmäßige Augenuntersuchungen: Früherkennung von Glaukom, Katarakt oder Diabetes-bedingten Augenkrankheiten.
✅ Augenschutz: Schutzbrillen bei gefährlichen Arbeiten oder Sportarten.
✅ Ausgewogene Ernährung: Besonders Vitamin A ist wichtig für die Augengesundheit.
✅ Schnelle Behandlung von Augenverletzungen: Verzögertes Handeln kann zur dauerhaften Erblindung führen.
✅ Medikamentöse und chirurgische Behandlungen: Katarakt-OPs, Laserbehandlungen und Injektionen können einige Ursachen der Erblindung lindern oder stoppen.
Fazit
Blindheit kann viele Ursachen haben – von genetischen Faktoren über Krankheiten bis hin zu Unfällen. Die Art der Blindheit hängt von der betroffenen Sehstruktur ab und kann unterschiedliche Auswirkungen haben. Dank medizinischer Fortschritte und technologischer Hilfsmittel ist es heute jedoch möglich, blinden Menschen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.